Brennessel 1/2001
Bundesverband attraktiver machen
von Claudius Rafflenbeul-Schaub
Die letzten Bundesparteitage haben es deutlich gezeigt,
welchen Stellenwert die Grüne Jugend in der Partei auf
Bundesebene hat – nämlich so gut wie gar keinen.
Inhaltlich steht die Grüne Jugend am Rande, personell
ist sie im Führungsgremium Parteirat nicht vertreten
und auch finanziell schaut es schlecht aus. Gleichzeitig verzeichnen
die Bundesjugendkongresse eine schwindende Teilnehmerzahl.
Weil es so nicht weitergehen kann, hat der Bundesvorstand
der Grünen Jugend eine 15-köpfige Kommission, bestehend
aus VertreterInnen der Bundesebene und der wichtigsten Landesverbände,
ins Leben gerufen, die ein Zukunftsszenario für den Jugendverband
entwerfen soll. Die Kommission hat sich inzwischen getroffen
und auch über eine eigene Mailingliste diskutiert, wo
sie Reformbedarf in der Grünen Jugend sieht. Bei der
Diskussion hat es keine Denkverbote gegeben – alles
ist auf den Prüfstand gekommen.
Ich habe in der Kommission versucht unseren Landesverband
als gut funktionierendes Vorbild zu präsentieren, auch
wenn sich natürlich nicht alles eins zu eins von Landes-
auf Bundesebene übertragen läßt. Erwartungsgemäß
konnte ich mich nicht mit allen Forderungen durchsetzen, aber
ich denke das Ergebnis ist ein tragfähiger Kompromiss,
mit dem alle ganz gut leben können.
Teilorganisation der Partei werden
So schlägt die Kommission dem Bundesvorstand vor, dass
die Grüne Jugend auch auf Bundesebene endlich offizielle
Teilorganisation der Partei werden soll. Damit verbunden ist
die Forderung nach einem expliziten Anerkennen des Grundkonsens
der grünen Partei als "kleinster gemeinsamer Nenner"
und die Abschaffung der Doppelmitgliedschaft in anderen, mit
den Grünen konkurrierenden Parteien (z.B. der PDS). Außerdem
wird vorgeschlagen ein neues strategisches Zentrum, entsprechend
dem grünen Parteirat, zu schaffen, welches die Grüne
Jugend steuern und eine bessere Einbindung der Landesebene
gewährleisten soll. Dieser "erweiterte Bundesvorstand"
soll sich aus dem gesamten Bundesvorstand und einem Landesvorstandsmitglied
pro Landesverband zusammensetzen und das informelle
Landesvorständetreffen ablösen.
Leider nicht durchsetzen konnte sich die Forderung nach
einer automatischen Mitgliedschaft der jungen Parteimitglieder
(unter 30) im Jugendverband, analog zu der Regelung im bayerischen
Landesverband, und eine weitere Demokratisierung des Länderausschusses
(Gewichtung der Delegiertenzahl nach Ländergröße
bzw. Mitgliederstärke). Veränderungen bei der bundesweiten
Mitgliederzeitschrift SPUNK werden in erster Linie vom Bundesvorstand
gewünscht (Kontrollrecht). Hier ist der Handlungsbedarf
aber wohl nicht so groß – der SPUNK ist immer
noch das professionellste, was vom Bundesverband kommt.
bundesweit einheitliches Erscheinungsbild
Ziel der gesamten Reform ist ein einheitlicheres Erscheinungsbild
und Auftreten der Grünen Jugend bundesweit, wie es mit
der Umbenennung des Verbandes in "Grüne Jugend"
schon eingeleitet wurde. Auf dem Länderausschuss der
Grünen Jugend Anfang März in Ulm fand eine erste
Diskussion der Kommissionsvorschläge statt. Auf dem Bundesjugendkongress
vom 30. März bis 1. April in Hamburg soll dazu ein erstes
Meinungsbild eingeholt werden. Solange das ganze nicht auf
eine massive Ablehnungsfront bei der Basis stößt,
wird die Kommission sich ein zweites mal treffen, um eine
weitere Konkretisierung ihrer Vorschläge zu erarbeiten
(Satzungsänderungen) und diese dann über den Länderausschuss
bzw. den Bundesvorstand einbringen.
Über konstruktive Anregungen und Vorschläge von
Euch würde ich mich freuen (E-Mail: Rafflenbeul@gmx.de). Auf eine mutige Reform!
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